Neulich saß ich mit Mike in der Küche. Es war wahnsinnig heiß, ungefähr 35 Grad ließen die Luft vibrieren. Drinnen, in dem nach Osten liegenden Raum, war es nachmittags bei heruntergelassenen Rollläden halbwegs erträglich. Wir tranken einen kühlen Himbeer-Milkshake mit Minze. Ich nahm einen Schluck und genoss die Frische des Getränks, die sich von dem drögen Fluss gelähmter Konversation abhob. Tatsächlich mochte ich Minze. Der Geruch eines Pfefferminzkaugummis beispielsweise verbunden mit dem Nachhall einer gerauchten Zigarette und einer dezenten Note Männerparfüms kann zu einer Art olfaktorischen Aura werden. Mike erzählte von seinem Arbeitstag. Es schien langweilig gewesen zu sein. Sein Blick wanderte Richtung Fenster. Auf der Fensterbank stand eine Basilikumpflanze, gequält von der Hitze, mit hängenden Armen und leidender Attitüde. Keine Spur von Frische; Basilikum war etwas völlig anderes als Minze. Ich verspürte nicht den Hauch von Mitleid. An der Art, wie Mike für einen winzigen Augenblick innehielt, wie seine Augen die schlaffen Ärmchen entlangfuhren, bemerkte ich, dass er sie wahrgenommen hatte. Ich sah, wie er überlegte zum Wasserhahn zu gehen und ihr einen Schluck lauwarmen Leitungswassers zu genehmigen. Ob sich dieser Gang lohnen würde? Würde die Pflanze das überhaupt noch zu schätzen wissen?
Er blieb sitzen. Mehr an den Basilikum als an mich gerichtet, beschloss er seinen schleppenden Monolog in einem etwas zu larmoyanten Tonfall mit einem Aufruf gegen unwürdige Arbeitsbedingungen in unklimatisierten Büros. Hätte er noch die Kraft dazu gehabt, er hätte schmunzeln müssen, der arme Basilikum. Nein, man konnte ihn tatsächlich nicht mit dem schwitzenden und so offensichtlich Flüssigkeit enthaltendem Mike vergleichen. „Dein Basilikum braucht Wasser“, sagte er.
Mike war manchmal wirklich einfach gestrickt. Ich nahm einen Schluck vom kühlen Shake und blickte erneut zum Fenster. Die Luft stand und der Basilikum sackte in sich zusammen. Wie philosophisch eigentlich der Gedanke, dass gerade das Fließende Standhaftes bildet.