1. Einen kompletten Tag schwerst depressiv sein: Hemmungslos den Kühlschrank aufessen, Kette rauchen oder saufen … jedem das seine. Selbstmitleid, Enttäuschung, Verachtung, vielleicht Scham – jedes dieser Gefühle ohne jegliche Selbstkontrolle ausleben, plärren, weinen, verzweifelt sein. Exzessiv. Gerne übertreiben (und erst wenige Millimeter vor der Lächerlichkeit aufhören.)
2. Flucht nach vorne: Allen wichtigen Leuten, ob Partnern, Eltern, Freunden erzählen, dass man gekündigt wurde und jetzt arbeitslos ist. Dann ist das schon mal erledigt. Bei dieser Gelegenheit …
3. direkt zur Kündigungsparty einladen. Sich darüber klar werden, was Arbeitslosigkeit im Kern bedeutet – unabhängig von gesellschaftlichem Zwang. Dieses Gefühl, das man als Kind vor den Sommerferien hatte. Sechs Wochen und wenigstens die Ahnung von Freiheit. Vielleicht sind es diesmal sogar sechs Monate. Endlich ausschlafen und spazierengehen, feiern und das Leben leben. Geilomat, um dieser Erkenntnis Ausdruck zu verleihen, sollte man ein Fest geben und ordentlich anstoßen. Möge der Champagner fließen … Auf die Arbeitslosigkeit! Auf die Veränderung! Auf das neue, frische Leben!
4. Zum Amt gehen, sich arbeitslos melden und bei dem ersten Gespräch, gleich durchscheinen lassen, dass einem das alles psychisch-moralisch-seelisch ziemlich zusetzt. Dass man damit nicht gerechnet hatte, dass man sich einfach gar nicht erklären kann, wie es dazukam, bei all dem Engagement … dass man sich jetzt überhaupt erst einmal klar werden und neu sortieren muss. Außerdem fühlt man sich ziemlich ausgelaugt durch den ganzen Stress. Mag es so oder anders sein, man hat ja Erwartungen zu erfüllen.
5. Exzess, krachen lassen. Auf der Party ein paar Witze über den Ex-Chef reißen – mögen sie noch so schlecht sein. Die Sternstunden kommen später, im Zweifel einfach alles mit Alkohol begießen. Die herausragende Stimmung für die kommende Zeit besiegeln.
6. Mindestens zwei Wochen lang bis Mittags pennen, so spät ins Bett gehen, wie man will, Netflix leer glotzen, Zeit verschwenden, maßlos ineffizient sein, Feiern gehen, Sport machen, fünf Stunden kochen, egal …
8. Notfalls auf die Jobvorschläge vom Amt formal vollständig, oberflächlich gutaussehende Bewerbungen abschicken mit Formulierungen wie „Auf Vorschlag meines Vermittlungsberaters hin möchte ich mich auf diese Stelle bewerben …“ in den Feinheiten versagen. Pro Bewerbung – unabhängig vom Interesse – maximal zehn Minuten investieren, alles andere würde wirklich den Rahmen sprengen …
9. Leben leben. Das tun, was Freude bringt. All die schönen Sachen, die man aus Zeitmangel nicht machen konnte.
10. Job findet sich dann nebenbei und von alleine. Und wenn nicht, dann morgen.