In der Mitte des makellos weißen Ausstellungsraumes befindet sich eine Bronzeskulptur, die 1,5m hoch ist und einen Durchmesser von ca. einem Meter aufweist. Sie verbindet übergangslos drei Teile: Auf dem grauen Betonboden steht ein Sockel in Form eines Baumstamms. An seinem unteren Ende scheinen kräftige Wurzeln in den Boden zu kriechen; die Oberflächentextur imitiert die Haptik von Rinde. Am oberen Ende wächst der Stamm organisch in ein Handgelenk über und mündet schließlich in einer geöffneten menschlichen Hand. Diese wiederum präsentiert auf ihrer Innenfläche das letzte Element – ein Mäusepaar.
Die Skulptur ist in Bezug auf das Material einheitlich, sie wurde am Stück aus Bronze gegossen. Ihre Komposition ist sehr ausgewogen und gleicht in ihrer geometrischen Vereinfachung einer Sanduhr. Zwei übereinanderstehende Dreiecke, die sich über den schmaleren Stamm verbinden. Das Kunstwerk folgt einer naturrealistischen Darstellungsweise. So wurden durchgängig die entscheidenden Details, beispielsweise die Wurzeln, die Beschaffenheit der menschlichen Hand, Gliedmaßen und Fellstruktur der Nagetiere fein ausgearbeitet und versuchen deutlich in Proportion und Oberfläche ihren natürlichen Vorbildern gerecht zu werden. Während der Baumstamm in Lebensgröße dargestellt wurde, ist die daran anschießende Hand überlebensgroß, so besitzt das Gelenk den gleichen Umfang und bildet eine natürliche Verlängerung. Die Hand scheint zu einem älteren Menschen zu gehören; ihre vermutete Haut wirkt dünn, an manchen Stellen treten deutlich Adern und Sehnen hervor. Die Fingerknöchel weisen kleine, gichtige Knubbelchen auf. Insgesamt hinterlässt sie den Eindruck einer nackten, knochigen Baumkrone.
Auf ihrer geöffneten Fläche sitzen zwei Mäuse, die ebenfalls überlebensgroß sind und vollständig den vorhandenen Raum ausfüllen. Auffällig ist zunächst ihre Position: Sie stehen sich nicht gegenüber, wie man sie in einer bekannten natürlichen Haltung beim Spielen oder Kämpfen annehmen würde. Sie liegen stattdessen parallel, sehr eng nebeneinander. Diese strenge Anordnung erinnert weniger an lebendige Körper als an die Objekte einer Fleischtheke.
Die eine ist etwas größer, unförmiger und besitzt eine gröbere Fellstruktur; die andere schlanker und geschmeidiger. Ihr Fell ist dichter und erscheint gleichmäßiger und feiner. Erst auf den zweiten Blick erklärt sich dem Betrachter durch eine Naht an den zugewandten Seiten der Mäuse, dass es sich wohl um aneinander genähte Labormäuse handeln muss.
Das größere Tier ist also alt und das kleinere jung – soll der verbundene Blutkreislauf verjüngend wirken?
Irritierend sind die Gesichtsausdrücke: Der Blick der jüngeren Maus wirkt ängstlich und verstört, der der älteren zuversichtlich und mutig. Während für gewöhnlich die Jugend in voller Kraft, lebensmutig und ungebändigt dargestellt wird, bleibt sie hier durch Haltung und Ausdruck gefangen. Dieses – vielleicht vom Künstler ironisch gemeinte Prinzip – zeichnet ein Spannungsfeld zwischen Jugend und Alter, Mensch und Natur. Aus dem Baumstamm sprießen so auch keine jungen Äste, sondern alte, knochige. Es ist ein ungleiches Mäusepaar, das ästhetisch einen Gegenpol in einem weiteren ungleichen Paar von Wurzel und Krone bzw. menschlicher Hand findet.